Kannst du von dem Bücherverkauf leben? Wirst du davon reich? Hörst du mit deinem Hauptberuf auf und schreibst nur noch Bücher? … Meine Antwort dazu ist definitiv: NEIN.
Solange ich nicht Bestsellerautorin wie J.K. Rowling bin und hunderttausende Bücher verkaufe, kann ich vom Autorenberuf nicht leben. Hier möchte ich einen Überblick geben, was ich zum Thema Buchpreiskalkulation gelernt habe und warum es für mich unwahrscheinlich ist, mit dem Buchverkauf ausreichend zu verdienen. Ich betrachte hier den Verkauf von klassischen ausgedruckten Büchern (die Preiskalkulation bei E-Book ist anders und wird hier nicht beschrieben).
In dem zweiten Teil dieses Beitrages möchte ich Euch eine kurze Zusammenfassung über die Buchbranche und die Situation der stationären Buchhandlungen geben.
Zum Thema Buchpreiskalkulation und (Über)Leben als Buchautor gibt es viele Beiträge im Internet wie „Über die Schwierigkeit als Autor zu überleben„, „Wie wird ein Buch kalkuliert?„, „Buchkalkulation – Was verdienen Autor und Verlag an Büchern?„, …
Hier möchte ich euch einen Überblick über die Buchpreisaufteilung geben:
- Klassisches Modell des Verlagswesens

- Der Staat verdient 7 % des Verkaufspreises als Umsatzsteuer (gelb).
- Der Verkauf läuft häufig über den Zwischenbuchhandel bzw. das Barsortiment (Fachgroßhandel des Buchhandels wie KNV, Libri oder Umbreit), die einen Teil davon an die Buchhandlungen weitergeben. Der Verlag gibt dem Barsortiment einen sogenannten Buchhandelsrabatt bzw. Barsortimentsrabatt, welcher zwischen 35 – 50 % des Nettoverkaufspreises beträgt. Die Buchhandlungen bekommen einen Anteil davon ab, welcher 28 – 36 % des Nettoverkaufspreises entspricht. Unter der Annahme, dass der Barsortimentsrabatt 50 % des Nettoverkaufspreises beträgt, ist hier 30 % für die Buchhandlung (orange) dargestellt und 20 % bleiben als Vertriebskosten (braun) für den Zwischenbuchhandel übrig.
- Von den restlichen 46 % des Verkaufspreises bezahlt der Verlag außer den Druckkosten (hier 10 % in türkis) und dem Autorenhonorar (hier 10 %) auch Lektorat, Werbung, Vorfinanzierung für den Autor (bei bekannten Autoren) und das Drucken, weitere Personalkosten, sonst. Gemeinkosten, … und das Risiko, dass die Bücher nicht vollständig verkauft werden.
- Der Autor bekommt hier im Durchschnitt 10 % (grün) vom Kuchen ab. Ein Autor kann als Buchautor leben, wenn hundert Tausende seiner Bücher verkauft werden.
- Resultierend heißt das, jeder verdient ein wenig vom Kuchen ab. Es ist aber nicht einfach davon zu leben.
In meinem Fall habe ich keinen großen Verlag für die Herstellung, Drucken, Auslieferung und das Marketing. Ich bin Selbstverleger und habe meinen Buchdistributor, der meine Bücher an die Online Shops und Barsortimenten verteilt.
2. Hier als Vergleich die Buchpreisaufteilung meines Buches mit dem Buchdistributor

- Der Buchdistributor bekommt 64 % des Verkaufspreises, davon gehen 7 % Umsatzsteuer an den Staat (gelb), somit bleiben für ihn 58 % übrig. Er verteilt die Bücher weiter an den Barsortimenten und Online-shops, was wir mit 47% rechnen. Von den restlichen 11 % (lila) bezahlt er die Lagerkosten, Personalkosten, Lieferung an den Händlern, sonstige Anmeldungskosten und Kosten für die ISBN. Im Fall des Barsortiments gibt das Barsortiment einen großen Teil an den Buchhandlungen 27 % (gelb) weiter und es bleibt 20% übrig (braun).
- Von meinen 36 % bezahle ich die Druckkosten 20 % (türkis), Versandkosten an den Buchdistributor und Retourkosten entsprechen 4% (grau), bleiben 12 % (grün) für mich übrig, das entspricht 1,20 Euro pro Buch.
- Dagegen rechne ich meinen Arbeitsaufwand für das Buch (Analyse, Texte, Zeichnungen, Veröffentlichung, laufendes Marketing, …). Zur Vereinfachung habe ich weitere Kosten wie Hardware, Lektorat, Beratungskosten, Finanzierung und Werbungskosten nicht mit berücksichtigt. Ich habe mehr als ein Jahr an dem Buch gearbeitet. Unter der Annahme ich bräuchte 1.000 Euro netto pro Monat, entspricht 12.000 Euro netto pro Jahr, also ca. 20.000 Euro brutto für das ein Jahr Arbeit, müssten ca. 19.000 meiner Bücher verkauft werden. hmm, eher unrealistisch.
3. Hier als Vergleich die Buchpreisaufteilung bei meinem Buch, wenn ein Käufer direkt bei mir bestellt:

- Druckkosten betragen 20 % (türkis)
- Versand und Verpackung betragen 27 % (grau), welche das Versandmaterial, kleines Dankeschön-Geschenk und Portokosten beinhalten
- Meine Arbeitszeit für Rechnungerstellung, Einpacken und zur Post-bringen beträgt ca. 15-30 Minuten, im Durchschnitt rechnen mit 20 Minuten, also 1/3 Stunde. 1/3 des Mindeststundenlohns (9 Euro) entspricht 3 Euro, also 30 % (braun)
- Mein Anteil, was übrig bleibt, sind hier 23 % bzw. 2,25 Euro (grün). Unter der Annahme 20000 Euro Brutto pro Jahr, so müssten ca. 8888 Bücher verkauft werden, um meinen Ein-Jahr-Arbeits-Aufwand zu kompensieren. (wieder ohne Berücksichtigung von anderen Kosten wie für Hardware, Lektorat-, Beratung-, Finanzierungs- und Werbungskosten)
- Falls ihr euch fragt, warum keine Umsatzsteuer aufgelistet wird: nach der Kleinunternehmen-Regelung gemäß §19 Abs. Umsatzsteuergesetz wird keine Umsatzsteuer erhoben
- Bei einer Direktbestellung ist mein Anteil an dem Kuchen am größten
Zusammenfassend müsste ich zigtausende Bücher verkaufen, um von dem Buchschreiben zu leben. Es ist sehr sehr unwahrscheinlich.
Um einen höheren Anteil zu bekommen, hätte ich den Verkaufspreis höher setzen können. Ich wollte aber meine Bücher möglichst günstig anbieten, um mehr Käufer und somit mehr Leser zu erreichen. Ich bin der Meinung, dass meine Bücher kein Luxusprodukt, also nicht zu teuer, sein dürfen, damit auch normale Menschen sie sich leisten können und folglich mehr Leser zu erreichen.
Ich hätte auch eine höhere Auflage drucken lassen können, damit die Druckkosten pro Buch sinken. Dann würde ich mehr Kapital für das Buchdrucken benötigen, großen Lagerplatz für die Bücher brauchen und das Risiko des Nichtverkaufs würde höher steigen.
Resümierend verdiene ich nicht genug, um als Autorin hauptberuflich zu arbeiten. Mein Ziel mit dem Buchprojekt war nie und ist nicht Geld damit zu verdienen. Um meine Kosten (reine Ausgaben ohne Arbeitszeit) abzudecken, müsste ich mehr 1200 Bücher verkaufen. Dieses Ziel ist schon sehr schwer zu erreichen.
Mein Buch-Projekt mache ich aus reiner Überzeugung und aus Leidenschaft. Mein Gewinn aus diesem Projekt ist:
- ich kann ein wenig vietnamesische Kultur weitergeben
- ich habe sehr viel im Bereich Autor und Buch gelernt
- ich lerne neue Menschen mit super interessanten Persönlichkeiten kennen
- ich entwickle mich weiter und lerne mich selber mehr kennen
- ich erlebe zahlreiche Glücksmomente
Und noch was: die kleinen stationären Kleinbuchhandlungen bekommen einen Anteil von 28-36 % des Nettoverkaufspreises. Davon müssen sie Miete, Personalkosten und sonst. Gemeinkosten bezahlen. Laut dem Spiegel (Nr. 12/16.03.2019) nimmt die Anzahl der Buchhandlungen in Deutschland innerhalb der letzten 11 Jahre um 34,5% ab, von 4178 in 2007 auf 2736 in 2018. Eine Buchhändlerin erzählte mir, dass sie sich nicht sicher ist, wie lange ihre Buchhandlung noch überlebt und ob sie mit dem Beruf alt wird. Ist es nicht traurig?
Im Februar 2019 hat sich das grösste Barsortiment (bzw. Zwischenbuchhandel) Deutschlands KNV insolvent gemeldet. KNV lagert (laut KNVs Website) 590.000 lieferbare Titeln und beliefert den deutschen Buchhandlungen über Nacht, so dass die bestellten Bücher am nächsten Tag abholbereit sind. Es stellt sich die Frage, ob sich KNV wieder erholt bzw. wer KNV kaufen wird und wie die gesamte Buchbranche sich weiterentwickelt.
Aufgrund der Buchpreisbindung kostet ein (deutsches) Buch in Deutschland überall gleich. Somit ist die Frage, wo man sein Buch bezieht. Ich empfehle, Buchbestellung bei dem Online-Riesen (er verlangt bis 45 % des Verkaufspreises und bezahlt keine Steuer in Deutschland) zu vermeiden und lieber bei den kleinen stationären Buchhandlungen zu kaufen. Du kannst dort stöbern, dich beraten bzw. inspirieren lassen. Falls du ein bestimmtes Buch kaufen möchtest, kannst du ein oder zwei Tage davor dort anrufen, die Bücher vorbestellen und dann Vorort abholen. Alternativ kannst du die Online-Shops von den kleinen Buchhandlungen suchen und direkt dort (meistens) versandkostenfrei bestellen. Hier noch ein paar andere deutschen Online-Shops, die ich sehr empfehle:
shop.buchkatalog.de ——————————- | Direktlieferung zu einer gewünschten stationären Buchhandlung, kostenloser Service |
buchboxberlin.de | Versand 1-3 Werktage, Bücherbox unterstützt kleine Verlage und individuelle Autoren, versandkostenfrei |
tamakai-books.de | interkulturelle Versandbuchhandlung mit sehr vielen Büchern in unterschiedlichen Sprachen |
hugendubel.de | Versand 1-4 Werktage, eine inhabergeführte Buchhandlung mit großartigem Angebot an internationalen Büchern, versandkostenfrei |
insel-buchladen.buchkatalog.de | kleine Buchhandlung in Berlin Prenzlauer Berg, versandkostenfrei |