Hier möchte ich rückwirkend die einzelnen Projektschritte beschreiben, um Euch einen Überblick zu geben. Am Anfang waren so viele Fragen, auf die ich keine Antwort hatte. Somit konnte ich nicht nach dem klassischen Wasserfall-Prinzip das Projekt planen. Meine Strategie war dann ein großes Ziel zu setzen und Step-by-Step vorzugehen.
Das Meta-Ziel meines Buchprojektes war es, ein Buch bis September 2018 zu veröffentlichen. Hier die konkreten Ziele:
- ich will als Autorin – auf der anderen Seite der Bücher-Welt – was ganz neues lernen, neue Herausforderungen antreten und auch meine Grenzen testen
- ich möchte meine kreative Seite entfalten, somit soll es ein Bilderbuch werden
- das Buch soll zweisprachige Texte beinhalten, da es mehr und mehr Kinder wie meine Kinder gibt, die mindestens zweisprachig aufwachsen. Zweisprachige Bücher fördern ihr Sprachverständnis und den Vokabularaufbau auf spielerische Art und Weise
- das Genre ist ein vietnamesisches Märchen, um diese bekannter zu machen und damit Kinder mit und ohne vietnamesische Wurzeln mehr über Vietnam erfahren
- ein altes traditionelles Märchen soll mit einer neuen Erzählweise kindgerecht wiedergegeben werden
- die Kinder sollen zum Nachdenken über ein aktuelles Thema inspiriert werden
Am Anfang des Projektes waren so viele Unklarheiten, und ich wusste nicht, womit ich anfangen sollte. Folglich war meine Vorgehensweise so, dass ich mit jedem vollzogenen Schritt analysierte, was als nächstes gemacht werden musste, welche möglichen Optionen hierfür für mich infrage kamen und ich mich dann für die bestmögliche Option entschied. Anhand des Ergebnisses definierte ich die weiteren Todos. Dazu überlegte ich parallel, welche Schritte folgen sollten. So ergänzte sich das Puzzle. Ein Grobplan auf Wochenbasis war zwar vorhanden, wurde aber oft angepasst. Es gab im Laufe des Projektes viele Rückschritte, mehr dazu später. Auf Mirco-level definierte ich am Anfang jedes Arbeitstages, was ich an diesem Tag machen und schaffen wollte.
Hier die Projekt Timeline:
Analyse Phase
In der Markt-Analyse Phase habe ich überprüft, welche und wie viele vietnamesische Kinderbücher es auf dem Markt gibt. Es gibt sowohl auf dem deutschsprachigen als auch französischen Markt nur einige wenige vietnamesische Kinderbücher und davon noch weniger zweisprachige. Die Kombination zweisprachiges, vietnamesisches Märchen und Bilderbuch konnte ich nicht finden.
Auf der anderen Seite leben rund 80.000 vietnamesische Staatsbürger in Deutschland laut statischer Bevölkerung und Erwerbstätigkeit Buch 2015. Dazu kommen Menschen und ihre Kinder, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, und Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Es leben mindestens 120.000 Menschen mit vietnamesischen Wurzeln in Deutschland. Mit der Annahme von 10 % Kinderanteil sind das potenziell 12.000 Kinder. Das Vorlesen ist bei den meisten Vietnamesen nicht verbreitet. Nur wenige lesen mit ihren Kindern bzw. würden Kinderbücher kaufen. Aber vielleicht weckt ein Buch ihr Interesse, welches den Kindern das Sprachelernen erleichtert und eine alte vietnamesische Geschichte beinhaltet.
Zudem möchte ich aber auch die Kinder mit nicht-vietnamesischen Wurzeln ansprechen, weil ich ihnen ein Stück von Vietnam vorstellen möchte.
Zusammenfassend stellte ich fest, dass da Potenzial für mein zweisprachiges vietnamesisches Bilderbuch vorhanden ist.
Machbarkeit: Meine ersten Aufgaben sind Schreiben und Zeichnen. Kann ich eine Geschichte toll erzählen? Meine Kinder hören mir gern zu, wenn ich ihnen meine erfundenen Geschichten erzähle. Also ausprobieren. Zum Schreiben benutze ich unseren Laptop. Aber Zeichnen? Ich zeichne und male seit ich klein bin. Ich behaupte mal, dass ich auch kreativ bin – ich stricke, nähe, entwerfe unsere Möbel, … Warum nicht einfach machen? Dazu stellte sich die Frage: analog oder digital. Ich habe schon viel mit Buntstiften, Öl, Acryl und Tinte gearbeitet, aber digital wäre was ganz neues. Da war die Entscheidung schnell für digital – was Neues wagen und ausprobieren. Wir haben das iPad Pro und den Apple Pencil dazu gekauft. Als Nächstes kam die App Analyse. Nach einiger Suche Vergleichen und Ausprobieren war die Entscheidung dann für die App Procreate gefallen.
Mit den rechtlichen Fragen musste ich mich ebenfalls auseinandersetzen:
- 1. Darf ich eine Nebentätigkeit haben?
- Antwort: Ja, solange es kein Konflikt und keine Konkurrenz zu meiner Berater-Arbeit ist. Die Nebentätigkeit muss beantragt und vom Arbeitgeber genehmigt werden
- 2. Muss ich mich beim Finanzamt anmelden?
- Antwort: Nicht notwendig, wenn es nur ein Hobby ist. Also habe ich es zunächst nicht gemacht
- Ich habe mich im Juni 2018 doch anmeldet, um eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) zu bekommen und um dann den Vertrag mit der Druckerei in der Slowakei machen zu können (für grenzübergreifende Geschäfte braucht man eine USt-IdNr)
- 3. Muss ich beim Gewerbeamt anmelden?
- Antwort: Nein, solange ich nur meine Bücher verkaufe und kein Buch-Online-Shop besitze
Geschichtenauswahl: Bei der Auswahl der Geschichte möchte ich sicher sein, dass es ein Märchen ist, welches bekannt und traditionell ist, aber auch eine Moral hat, auf die man eine spannende Handlung aufbauen kann.
- als Erstes habe ich eine Liste der Märchen gemacht, die ich kenne
- dann habe ich viele vietnamesische Bücher gelesen, dabei dokumentiert, welche potentiell in Frage kommen würden und warum
- die in engerer Auswahl habe ich mit meiner Märchenliste, die ich kenne, gemapt
- und am Ende habe ich mich für das Märchen „Con trâu, con hổ và bác nông dân“ als erste Geschichte entschieden – auch die zweite Geschichte steht bereits fest, falls ein weiteres Buch-Projekt in Frage käme.
Im nächsten Beitrag erzähle ich über die Hauptphase „Schreiben und Illustrieren„.
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