Die erste Draft-Version in allen drei Sprachen mit den Illustrationen war im März 2018 fertig. Nun folgt die Finalisierung des Buches, welche 5 Monate von März bis August 2018 dauerte. Im vorherigen Beitrag beschrieb ich, wie ich Lektoren und den Mentor gefunden und Testlesungen durchführt habe. In diesem Beitrag beschreibe ich die Suche nach dem Verlag und das Einarbeiten des Feedbacks von den Lektoren.
Verlag suchen: Als der erste Entwurf stand, war das Thema Verlagssuche relevant. Die einfachste Möglichkeit ist Selbstverlag. Für Self-Publishing gibt es viele Plattformen, wie bod, bookrix, createspace, epubli, mybestseller, neobooks, tredition … Insbesondere für eBooks sind solche Self-Publishing-Plattformen super geeignet, da die Veröffentlichung einfach ist und man direkt die ISBN (Internationale Standard Buch Nummer) bekommt. Wichtig ist bei der Auswahl des Dienstleisters die Reichweite, welche Vertriebskanäle werden genutzt, wie hoch ist der Gewinnanteil, die Vertragslaufzeit und Sonderklauseln wie beispielsweise das exklusive Veröffentlichungsrecht nur auf deren Seiten (das heißt, es könnte passieren, dass man bei der Veröffentlichung eines Buches auf unterschiedliche Plattformen unterschiedliche ISBN bekommt).
Ich wollte mein Buch in gedruckter Version veröffentlichen, da ich der Meinung bin, dass Bilderbücher zum Anfassen und Durchblättern sind. Die Self-Publishing-Plattformen bieten den Print-On-Demand-Service für gedruckte Bücher an. Ein Bilderbuch mit dickem Papier und als Hardcover wäre hier aber zu teuer.
Folglich kommen klassische Verlage infrage. In der Regel ist die Aufgabe des klassischen Verlages die Herstellung, der Druck, die Auslieferung und das Marketing der Bücher. Der Autor gibt seine Nutzungsrechte an den Verlag ab und bekommt dafür ein Honorar bzw. einen bestimmten Anteil pro verkauftem Buch (Tantieme). Es gibt ganz viele Tipps im Internet zum Thema Verlagssuche. Ich erstellte eine Liste aller großen Kinderbuchverlage, durchforschte ihre Websites, um zu schauen, ob der Verlag Märchen, Kinderbücher und mehrsprachige Bücher veröffentlicht (Verlage nehmen in der Regel keine Bücher an, die nicht in ihr Verlagsprogramm passen). Es gab einen passenden Verlag für bilinguale Bücher, der aber nahm kein neues Manuskript an. Ich habe aber trotzdem versucht, zwei Kinderbuchverlage anzuschreiben (und bis heute keine Antwort bekommen).
Es gibt einen kleinen Selbstverlag, der vietnamesisch-deutsche Bücher veröffentlicht. Auf einer Feier lernte ich die Gründerin kennen. Wir waren uns gleich sympathisch und wollten kooperieren. Sie würde mir die ISBN zur Verfügung stellen und ich würde ihr Buch ins Englischen übersetzen. Ich wäre verantwortlich für das Drucken, Lieferung und Marketing meiner Bücher. Leider klappte die Zusammenarbeit zum Schluss nicht.
Zwei Wochen vor dem Drucktermin musste ich nach einer anderen Möglichkeit suchen: selber ein Verlag gründen oder einen Dienstleister holen. Ein Verlag gründen heißt: Gewerbe anmelden, was bei der Verlagsanmeldung automatisch zur Registrierung bei der Industrie- und Handelskammer führt, und ISBN bei der ISBN-Agentur bestellen. Ich wusste nicht, wie lange der Prozess dafür dauerte und was die steuerlichen Konsequenzen aus der Gewerbeanmeldung mit sich bringen würden. Des Weiteren wusste ich nicht, ob ich in der Zukunft weitere Bücher veröffentliche. Aus diesen Gründen entschied ich mich gegen eine Eigenverlagsgründung und für ein Buchvertriebsunternehmen.
Nach weiterer Recherche fand ich den Buchvertrieb Nova MD, der mir die ISBN zur Verfügung stellt, die Bücher im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) anmeldet und die Bücher an den Buchhändler verteilt. Vorteil ist, dass ich die Nutzungsrechte behalte und mich um sämtliche Anmeldungen an Zwischenbuchhandel und Onlineshops sowie um das Verpacken und Versenden der einzelnen Bücher nicht kümmern muss. Nachteil ist, dass die Kosten für den Service sehr hoch sind. Ich habe wenig Tantieme, übernehme dabei aber die Finanzierung und das Risiko, dass die Bücher nicht verkauft werden. Nichts desto trotz wollte ich das Projekt abschließen, bevor ich wieder mit meiner alten Arbeit anfing, also schloss ich einen Vertrag mit dem Buchvertrieb ab.
Feedback einarbeiten: Da meine zwei Lektoren für den deutschen Text zuerst zusagten und ich auch Feedbacks von Freunden zügig bekam, wurde der deutsche Text zuerst lektoriert und verbessert. Mit jeder inhaltlichen Änderung des deutschen Textes musste ich gleichzeitig den englischen und den vietnamesischen Text ändern. Dann kam die Korrektur des englischen Textes und zum Schluss des vietnamesischen. Bei jeder dieser Änderung eines Textes mussten die Texte in den anderen zwei Sprachen wiederum verbessert werden. Was die Herausforderungen hier waren:
- die Kennzeichnung der Zitate ist in jeder Sprache unterschiedlich (untere vs. obere Gänsefüßchen, kurze vs. lange Zitate, mit oder ohne Kommatrennung, ein Zitat geteilt auf zwei Seiten wird anders gehandhabt, …)
- Spagat der Satzlänge: kurze und einfache Sätze der deutschen und englischen Texte, insbesondere für Kleinkinder und Erstleser, was in Vietnamesischen nicht schön klingt; dort sind lange Sätze mehr willkommen.
- die deutsche Grammatik, insbesondere mit Artikeln und den dazugehörigen vier Fällen
- im Vietnamesischen ist die Anrede des Gegenübers abhängig vom Titel, vom Rang und von der Beziehung zwischen dem Sprecher und dem Empfänger. Wie sprechen die drei Hauptfiguren voneinander und miteinander?
- im Englischen werden Adverbien vermieden, im Deutschen und Vietnamesischen aber nicht
Im nächsten Beitrag beschreibe ich die letzten Schritte zur Finalisierung des Buches.
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